Stiebich & Rieth – Von der norddeutschen Werkbank in die internationalen Concept Stores
Stiebich & Rieth klingt wie eine alteingesessene Manufaktur, ist tatsächlich aber das 2012 gegründete Passion-Projekt der Hamburger Designer *innen Julia Rieth und Detlef Stiebich. Beide haben Jahrzehnte lang für große Modefirmen gearbeitet, bis sie beschlossen, zum Kern ihrer Disziplin zurückzukehren: zum Arbeiten mit den Händen. In ihrer Altonaer Werkstatt entstanden die ersten Prototypen nicht am Bildschirm, sondern direkt in Leder, „weil wir Form nur begreifen, wenn wir sie fühlen“, wie das Duo erklärt.
Der Markenanspruch lautete von Beginn an „Handmade Luxury. Made in Germany“. Jede Naht, jeder Schnitt, sogar das feine Anschleifen der Kanten wird im eigenen Atelier oder bei wenigen Partner-Sattlereien im Umland ausgeführt. Der Produktionsfokus auf Deutschland hat zwei Gründe: absolute Qualitätskontrolle und kurze Wege, die ökologischen Fußabdruck minimieren. Leder bezieht Stiebich & Rieth überwiegend aus Süddeutschland; es wird mineralisch, aber unter strengen Umweltauflagen gegerbt, sodass die Häute schadstoffarm altern und eine feine Patina entwickeln.
Der Designprozess gleicht einer Architekten-Skizze in 3-D: Statt unzählige Schnittteile zu vernähen, setzen Julia Rieth und Detlef Stiebich auf große Flächen, die mit kaum sichtbaren Handstichen und cleveren Faltungen zu puristischen Körpern werden. Computerrenderings lehnen sie ab; jedes Modell entsteht als haptisches Experiment. Diese konsequente Reduktion macht das Label zum Antipoden großflächiger Logomania. Eine Stiebich & Rieth Tasche erkennt man nicht am Signet – es gibt keines –, sondern an der Stille ihrer Form: glatte Flächen, präzise Kanten, fast sakrale Symmetrie.
Handwerklich hebt sich die Marke durch den durchgängig handgestochenen Sattlerstich ab. Anstelle von Maschinenstich fertigen geübte Lederhandwerker jeden Lochschlag per Ahle, fädeln gewachstes Leinengarn hindurch, verknoten unsichtbar. Das dauert pro Tasche bis zu 20 Stunden, verleiht der Naht aber eine Zugfestigkeit, die Jahrzehnte überdauert. Die Manufakturarbeit spiegelt sich im Preis: Stücke wie der „Loop Large“ kosten rund 1 750 €, der „Caddy“ liegt bei 1 900 €. Dennoch sind die Auflagen klein; Händler erhalten oft nur drei bis fünf Exemplare pro Farbe, was die Exklusivität zusätzlich steigert.
Stilistisch positioniert sich Stiebich & Rieth im Spannungsfeld zwischen Bauhaus-Strenge und nordischer Gelassenheit. Kampagnen zeigen die Taschen vor Backsteinfassaden des Hamburger Hafens, bei Nebellicht, das das Leder matt glühen lässt. Das Bild erzählt: Hier kommt Luxus ohne Lärm, bestimmt von Proportion, Material und Zeit. Kein Wunder, dass das Label längst Stammgast im Berliner Salon und bei Premium-Awards ist – 2014 gewann es den „Premium Young Designers Award“ für Accessoires.
Die Gründer selbst definieren ihren Erfolg in drei Stichworten: Qualität, Kontinuität, Verantwortung. Das heißt: keine Kollektionsturbos, sondern schrittweise Evolution. Seit dem Launch sind nur acht Grundsilhouetten entstanden, die jährlich in neuen Lederarten oder Nuancen aufleben. So entsteht ein ruhiges, sammelbares Portfolio, das Kund*innen nicht überfordert, sondern begleitet.
Stiebich und Rieth Tasche – Leder gewordene Skulptur für Alltag und Ausstellung
Wer eine Stiebich und Rieth Tasche zum ersten Mal anfasst, bemerkt die Spannung zwischen Massivität und Leichtigkeit. Das kommt vom Grundprinzip, so wenig Nähte wie möglich zu setzen. Nehmen wir den Klassiker „Mono“: Er besteht im Wesentlichen aus zwei großzügigen Rechtecken, mittig gefaltet und an exakt kalkulierten Punkten vernietet. Durch diese Konstruktion entsteht ein fugenloses Volumen, das an Origami erinnert. Die Handstiche – nur an den Seitenkanten sichtbar – verlaufen millimetergenau und wirken beinahe ornamental, obwohl sie in Wirklichkeit dem reinen Zweck dienen.
Die Lederqualitäten variieren von robustem Rindleder bis zu samtigem Velours. Für die schlaufenartige „Loop“-Serie kommt halbsteifes Box-Calf zum Einsatz; es hält die skulpturale Ovalform auch leer. Beim „Caddy“ dagegen setzt das Atelier auf weich gefasstes Nubuk, das sich um den Inhalt legt und so eine subtile Dynamik aufbaut. Bei allen Varianten bleibt das Finish naturbelassen – keine künstlichen Körnungen, keine Hochglanzversiegelungen. Kratzer oder Wasserschatten gehören zur DNA und erzählen die Geschichte der Trägerin weiter.
Innen herrscht derselbe Purismus: ungefärbtes Rauleder, gelegentlich ein herausnehmbares Pouch aus Lammleder für Kleinteile, mehr nicht. Keine Futterstoffe, keine Plastikeinsätze. Das hat einen Grund: Leder kann so atmen, Feuchtigkeit regulieren und altert authentisch. Jede Stiebich und Rieth Tasche ist damit funktionales Objekt und Aging-Experiment zugleich – wie ein Paar hochwertiger Brogues, das mit jeder Tragestunde schöner wird.
Die Alltagstauglichkeit zeigt sich im Detail. Magnetische Schließzungen sind unsichtbar eingenäht; Griffe werden aus drei Lederschichten laminiert, damit sie selbst bei 5-Kilo-Belastung nicht verformen. Ein unscheinbarer D-Ring an der Seitenwand erlaubt das Anclippen eines Cross-Body-Straps, ohne das minimalistische Design zu stören. Und wer sein Notebook transportieren will, findet beim „Loop Large“ eine eingenähte Lederlamelle, die das Gerät vom restlichen Innenraum trennt – eine Art unsichtbarer Organizer, der jedoch keine Liniatur auf das glatte Innenbild zeichnet.
Aus diesen Gründen tauchen Stiebich-und-Rieth-Modelle vermehrt in Museumsshops auf: Die Hamburger Kunsthalle führte 2024 eine Sonderedition des „Caddy“ in ultramarinblauem Leder, passend zur Caspar-David-Friedrich-Retrospektive – ein Dialog zwischen moderner Form und romantischem Farbsymbol. Sammler:innen schätzen die Taschen als „wearable design object“, das auch auf dem Beistelltisch skulptural wirkt.
Die Produktion in Kleinserie erlaubt darüber hinaus Sonderaufträge. Für die Boutique Dittrich Minden wurde 2025 eine limitierte „Loop Mini“ aus vegetabil gegerbtem Kastanienleder entwickelt, nummeriert auf 25 Exemplare. Die Stücke waren innerhalb von 48 Stunden online ausverkauft – ein Indiz für die magnetische Anziehungskraft einer Marke, die Luxus über Handwerk definiert, nicht über Logos.
Stiebich & Rieth Taschen – Kollektion, Nachhaltigkeit und der leise Luxus der Zukunft
Die Gesamtkollektion Stiebich & Rieth Taschen liest sich wie eine choreografierte Formsprache: „Mono“, „Loop“, „Caddy“, „Frame“, „Wave“, „Bin“ und „Cube“. Jede Silhouette besitzt eine klare geometrische Leitform, die in verschiedenen Größen skaliert wird. Farbig betrachtet dominieren Naturtöne: Cognac, Stone, Black, Taupe. Saisonweise gesellt sich ein Akzentton hinzu – 2024 etwa „Amber“, inspiriert von norddeutschem Bernstein.
Materialseitig setzt das Atelier auf zwei Säulen: mineralisch gegerbtes Oberleder aus deutschen Gerbereien mit strengem Abwassermanagement und vegetabil gegerbtes Rindsleder aus Italien, dessen Tannine aus Kastanien, Mimosarinde und Quebracho-Schalen stammen. Letzteres findet vor allem für Limited Editions Anwendung. Das Unternehmen betont, dass sämtliche Lieferanten LWG-Gold-Standard erfüllen.
Nachhaltigkeit geht jedoch über Material hinaus. Da jedes Modell in Deutschland gefertigt wird, bleiben Transportwege gering. Überschüsse existieren kaum – Offcuts unter 15×15 cm werden gesammelt und zu Schlüsselanhängern oder Kartenetuis verarbeitet, die im Onlineshop als „Zero Waste Objects“ erhältlich sind. Verpackt wird in FSC-zertifiziertem Papier, das mit Leinölfarbe bedruckt ist. Kund:innen können zudem einen Re-Dye-Service nutzen: Ist die Tasche nach Jahren ausgeblichen, wird sie im Atelier abgeschliffen, neu gefärbt und neu gewachst – Kreislauf auf Premium-Niveau.
In puncto Preispositionierung bleibt das Label selbstbewusst, aber nicht abgehoben. Einsteiger *innen wählen den „Mono Mini“ ab 1 250 €, Sammler *innen den „Frame Large“ für 2 250 €. Auf dem Second-Hand-Markt erzielen gut erhaltene Stücke weiterhin 60–70 Prozent des Neupreises – Zahlen von Plattformen wie Vestiaire Collective belegen das.
Stilistisch empfehlen Stylist*innen „Quiet-Luxury-Pairings“: Die Loop-Bag passt zu Wide-Leg-Wolle, Kaschmirmantel und Loafer; die Mono-Clutch harmoniert mit Cropped-Blazer und Satin-Slip-Skirt. Influencerinnen wie Caro Daur zeigen die Tasche aber auch zum Oversize-Hoodie – ein Bruch, der den Purismus ironisch spiegelt.
Zukunftsvision? Das Gründerduo arbeitet an einer Linie aus lokal gegerbtem Hirschleder, gewonnen aus norddeutscher Wildregulierung. Ziel ist, noch mehr Regionalität und Upcycling einzubinden. Zudem steht eine Kollaboration mit einem Hamburger Glasbläser an: ein skulpturaler Glaskubus, der die Loop-Bag wie einen Museumsexponat schweben lässt.
Stiebich & Rieth Taschen beweisen somit, dass deutscher Stilluxus nicht laut sein muss. Wer eine Tasche trägt, trägt ein Narrativ aus Geduld, Handwerk, Minimalismus und norddeutscher Ehrlichkeit – Werte, die in einer beschleunigten Modewelt fast schon rebellisch erscheinen.
FAQ zu Stiebich & Rieth?
Wer gründete Stiebich & Rieth?
Das Label wurde 2012 in Hamburg von den Designer*innen Julia Rieth und Detlef Stiebich ins Leben gerufen. Beide arbeiteten zuvor für große Modeunternehmen und wollten mit dem eigenen Projekt zum handwerklichen Ursprung zurückkehren.
Wo werden Stiebich & Rieth Taschen produziert?
Alle Modelle entstehen in Hamburg und Umgebung; einige Arbeitsschritte werden von spezialisierten Sattlern in Norddeutschland ausgeführt.
Welche Leder nutzt das Label?
Hauptsächlich mineralisch gegerbtes Oberleder aus Deutschland mit hohen Umweltstandards sowie vegetabil gegerbtes Rindsleder aus Italien für Limited Editions.
Gibt es Logos auf den Taschen?
Nein. Die Marke verzichtet bewusst auf sichtbare Branding-Elemente. Erkennungszeichen sind die minimalistische Form und die handgestochene Sattlernaht.
Wie pflege ich eine Stiebich & Rieth Tasche?
Staub mit einer Bürste abnehmen, gelegentlich farbloses Lederwachs dünn einmassieren, vor direkter Sonne schützen. Bei starken Gebrauchsspuren bietet das Atelier einen Re-Dye- und Auffrischungsservice an.
Warum sind die Taschen so teuer?
Jedes Stück erfordert bis zu 20 Stunden Handarbeit, verwendet Leder aus zertifizierten Gerbereien und wird in Deutschland gefertigt. Die Preise spiegeln Handwerkszeit, Materialqualität und limitierte Auflage wider.
Mit Stiebich & Rieth wählen Sie kompromissloses Lederhandwerk „Made in Germany“ – eine stille, aber kraftvolle Antwort auf schnelllebigen Luxus.